Thomas Welskopp: Mehr Geschichte, aber ohne falsche Nostalgie

Ursula Bitzegeio • 24. August 2021

Die Sozialdemokratie solle mehr Geschichte wagen. Davon war der Historiker Thomas Welskopp überzeugt. Nun ist der Beobachter und Analytiker der Arbeiter*innenbewegung im Alter von 59 Jahren gestorben.

Die historisch-politische Arbeit der Sozialdemokratie und ihrer Bewegungen lebt seit über 150 Jahren nicht nur von der Würdigung ihrer Stars oder der Erzählung ihrer Stürme, Gesänge und Erfolge. Sie lebt von der kritischen Selbstreflexion und der besonderen Sensibilität ihrer Erzähler*innen. Ein besonderer Beobachter und Analytiker der Arbeiter*innenbewegung ist der Historiker Thomas Welskopp, der geschichtswissenschaftlich und persönlich immer wieder gute Gründe gefunden hat, ihr seine ungeteilte wissenschaftliche Aufmerksamkeit zu schenken.

Der Geschichte „schonungslos öffnen“

In einer von ihm selten gewählten Textsorte einer geschichtspolitischen Empfehlung schreibt er der Sozialdemokratie ins Stammbuch, dass sie ihrer schwindenden gesellschaftspolitischen Akzeptanz des 21. Jahrhunderts mit einem „Mehr“ an Geschichte begegnen solle, um aus einer „Walhalla angestaubter Mythen“ heraus und in die kritische Auseinandersetzung mit der Tradition, deren Kontinuitäten und epochalen Brüche einzutreten. Denn für ihn speist sich die angemessene Berücksichtigung ihrer Historie in Forschung, Kultur und Politik unbedingt und nach wie vor aus ihren progressiven Anfängen: Die Soziale Demokratie steht für gesellschaftliche Emanzipation, die Interessenvertretung derjenigen, die für die Gesellschaft arbeiten, für politische Aktivität der „einfachen Leute“, für Gerechtigkeit und Humanität. Sie habe widersprüchliche Charaktere hervorgebracht, die vielfach „eckig“ waren, aber auch Inspiration für politische Weiterentwicklung.

In der historischen Bilanzierung stehen demgegenüber die „Zahl der politischen Irrtümer und Fehler“, die im „angestaubten Erinnerungsbestand“ der Sozialdemokratie ausgeblendet oder im „retrospektiv historisch Feindbild“ polemisiert werden. Die Geschichte der Sozialen Demokratie und ihrer Bewegungen sollte sich ihrer Geschichte „schonungslos öffnen“, ohne „falsche Nostalgie und ohne Scheuklappen“, für Welskopp ist sie „bewegt und farbig, mit vielen überraschenden Facetten – und durchaus hin und wieder mit Anlass für Stolz“.

Experte, Freund, Verbündeter

Thomas Welskopp selbst hat in seinen sozial-, intellektuell- und kulturgeschichtlichen Forschungen zur Geschichte der Arbeiter*innenbewegung, zu transatlantischen Bündnissen und Lebenswelten der Arbeitenden immer wieder wissenschaftliche Angebote gemacht, damit nachwachsende Erzähler*innen ihre Arbeit mit der nötigen theoretisch reflektierten Tiefenschärfung aufnehmen können. In seinen Studien und Wortmeldungen  erklärt er komplizierte historische Situationen mit großer gedanklicher Sorgfalt, mit Witz und mit einer komplexen, aber nie unverständlichen Sprache – viele Texte sind längst zu einem prominenten Bestandteil der Historiografie der Geschichte der Arbeiter*innenbewegung geworden.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung verliert mit Thomas Welskopp einen herausragenden Experten, engen Freund und Verbündeten für ihre historische Arbeit. So erschien seine Habilitationsschrift „Das Banner der Brüderlichkeit. Die deutsche Sozialdemokratie zwischen Vormärz und Sozialistengesetz“ in der von der FES herausgegebenen Reihe Politik- und Gesellschaftsgeschichte (PGG), er schrieb regelmäßig Beiträge für das Archiv für Sozialgeschichte und übernahm auf zahlreichen Fachtagungen des Archivs der sozialen Demokratie ganz unterschiedliche Rollen, vom Keynote-Speaker bis zum Kommentator, der immer pointiert, aber nie persönlich verletzend zuspitzte. Daneben hat er sich über viele Jahre in der Studienförderung als Vertrauensdozent engagiert, da ihm Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit eine Herzensangelegenheit waren. Wir haben ihn als äußerst liebenswerten und zugewandten Menschen erlebt und werden ihn sehr vermissen.

Professor Dr. Thomas Welskopp starb am 19. August 2021 mit nur 59 Jahren an den Folgen einer schweren Erkrankung.

Die Zitate von Thomas Welskopp stammen aus: Ders., Mehr Geschichte – aber ohne falsche Nostalgie. Zu Norbert Seitz, Vorsicht Dino-Falle!, in: Berliner Republik 1/2013, S. 90 f.

Thomas Welskopp, Das Banner der Brüderlichkeit. Die deutsche Sozialdemokratie zwischen Vormärz und Sozialistengesetz (Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Reihe Politik- und Gesellschaftsgeschichte, Bd. 54), Bonn 2000 (zugl. Habilschrift FU Berlin, 1999).

Der Text erschien zuerst auf der Seite der Friedrich-Ebert-Stiftung.

ParteiGuest UserNachruf
Aufruf zur Unterstützung der Pflanzaktion Baum

Bild: Wiebke, Markus und Anja im Teuto
Zusammen mit Wiebke Esdar haben der Sprecher und die Sprecherin des Arbeitskreises Umwelt & Klimaschutz der SPD -  Markus Link und Anja Bonte - sich ein Bild von der Situation vor Ort gemacht.

Lange Trockenperioden haben dem Bielefelder Wald zu schaffen gemacht. Wer in diesen Tagen Spaziergänge durch den Teutoburger Wald macht oder an ihm vorbeifährt, sieht viele kahle Stellen und große Bereiche mit vertrockneten und abgestorbenen Bäumen. Dabei ist der „Östliche Teutoburger Wald“ als Heimat von seltenen und zum Teil gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, wie Schwarzspecht, Uhu, Zauneidechse, Violetter Sommerwurz und Purpur-Knabenkraut als Natura 2000 Schutzgebiet ausgewiesen und  nach Angaben des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen als „unverzichtbare ‚Drehscheibe‘ im Biotopverbund ausgedehnter, historisch alter Waldbereiche in Nordwestdeutschland“ aufgeführt. Der Erhalt und die Entwicklung des Waldes, insbesondere eine Umwandlung von Nadelwald in Buchenwald sind ausdrückliche Ziele des Natura 2000 Gebietes. 


Neben der Heimat für Tiere und Pflanzen ist der Wald auch ein wichtiger CO2-Speicher und damit ein bedeutender Mitspieler im Kampf gegen den Klimawandel. Eine Wiederaufforstung der kahlen Waldbereiche mit Bäumen, die an die Klimabedingungen vor Ort angepasst sind, ist unverzichtbar. Gemeinsam mit Wiebke Esdar rufen der Sprecher und die Sprecherin des Arbeitskreises Umwelt &  Klimaschutz daher dazu auf, die Pflanzaktion Baum der Klimawoche Bielefeld durch Spenden zu unterstützen. Die Klimawoche findet vom 18. - 26. September statt. Nähere Informationen dazu finden sich auf der Webseite der Klimawoche Bielefeld:

https://klimawoche-bielefeld.de/pflanzaktion-baum/

Der Ausbildungspakt für Bielefeld kommt

Liebe Bielefelder*innen,

nicht erst seit der Corona-Krise ist der Ausbildungsmarkt in einer schwierigen Situation. Bei den jährlich abgeschlossenen Ausbildungsverträgen gibt es einen deutlichen Rückgang, gleichzeitig gingen bei der Suche nach einer dualen Ausbildung viele junge Menschen leer aus. Oftmals fallen diese jungen Menschen durch das Raster und rutschen in eine dauerhafte Arbeitslosigkeit. Die SPD hat sich auf Bundesebene und auch im Bielefelder Stadtrat stark mit dem Thema auseinandergesetzt und Konzepte erarbeitet.

Daher laden wir Euch ein zu der Diskussionsveranstaltung:

"Der Ausbildungspakt für Bielefeld kommt" am 11.08.2021 von 18:00-19:00 Uhr als Online-Veranstaltung.

Mit dem Bielefelder Ausbildungspakt streben wir eine Ausbildungsgarantie an. Mit einer Reihe von Fachexpert*innen und in enger Abstimmung mit den Gewerkschaften entstand die Idee eines jährlichen Ausbildungsfond in Höhe von 2 Millionen Euro sollen Förderlücken geschlossen werden und Unversorgte angesprochen werden. Jeder Euro, der in die Hand genommen wird, zahlt sich mehrfach wieder aus.

Anmelden könnt Ihr Euch unter folgendem Anmeldelink:

Anmelden

Unsere Bundestagsabgeordnete Dr. Wiebke Esdar, die stellv. Fraktionsvorsitzende der SPD-Ratsfraktion Regine Weißenfeld und unser sachkundiger Bürger im Sozial- und Gesundheitsausschuss Felix Eggersglüß freuen sich über Ihre Teilnahme!

Bielefeld macht den Anfang: Mit unserem Ausbildungspakt in Richtung Ausbildungsgarantie!

von Felix Eggersglüß und Markus Kollmeier

Weltweit als Erfolgsmodell gefeiert, aber aktuell schwer angeschlagen: Bundesweit und vor Ort – wie bei uns in Bielefeld – steckt die duale Ausbildung in einer schweren Krise. Damit duale Ausbildung, diese unschlagbare Kombination aus Theorie und Praxis, nicht zum Auslaufmodell wird, braucht es große Kraftanstrengungen. Von der Möglichkeit einer beruflichen, dualen Erstausbildung sind die Lebenschancen vieler Menschen abhängig. Und umgekehrt haben wir zukünftig einen hohen Fachkräftebedarf. Gerade für „Gute Arbeit der Zukunft“ brauchen wir top qualifizierte Beschäftige in Bielefeld. Deshalb haben wir uns als Bielefelder SPD-Ratsfraktion hier inhaltlich vertieft: mit einer Reihe Fachexpert:innen und in enger Abstimmung mit den DGB-Gewerkschaften. Das Ergebnis ist ein lokaler Handlungsplan: unser Bielefelder Ausbildungspakt! Nach Abstimmungen in unserer rot-grün-roten Stadtratskoalition bringen wir diesen jetzt auf den Weg. Wir handeln konkret – aber brauchen bei der Bundestagswahl noch ordentlichen Rückenwind: Durch gute Lösungen für eine solidarische Ausbildungsgarantie, wie sie Gewerkschaften und SPD fordern!

Ausbruch aus der Sackgasse: Probleme erfassen, um Ausbildungsmarkt zu beleben!

Die Krise auf dem Ausbildungsmarkt ist gravierend. Bundesweit gibt es einen deutlichen Rückgang bei den jährlich abgeschlossenen Ausbildungsverträgen: Während es 2011 noch knapp 570.000 neue Azubis waren, sind es 2019 nur noch ca. 525.000 gewesen. Und im Corona-Jahr 2020 ist die Zahl auf weit unter 500.000 gefallen. Die Ausbildungsquote ist ebenfalls zurückgegangen: Nach bundesweiten Zahlen der Bertelsmann-Stiftung von insgesamt 6,5% Azubis an der Gesamtbeschäftigtenzahl in 2007 auf nur noch 4,8% in 2018 – Corona noch außen vor! Und jüngst hat die Bertelsmann-Stiftung erst ermittelt, dass nur noch 20% der Betriebe auch Ausbildungsbetriebe sind.

 

Wenn alle anderen jungen Menschen stattdessen eine gleichwertige, z.B. akademische Ausbildung absolvieren würden, wäre das Problem ein anderes. Doch dies ist leider nicht der Fall: Schon in den letzten, wirtschaftlich guten Jahren gingen allein in NRW über 20.000 junge Menschen bei der Suche nach einer dualen Ausbildung leer aus – jedes Jahr die Größenordnung einer Kleinstadt! Das hat schon vor der Corona-Krise dazu geführt, dass sich in den allermeisten Kreisen und kreisfreien Städten Tausende junge Menschen (unter 25 Jahre alt) zusammenrechnen lassen, die keine Berufsausbildung gemacht haben. Weitgehend ausgeblendet von den gängigen Statistiken! Diese jungen Menschen halten sich mit ungelernten Tätigkeiten oder Gelegenheitsjobs über Wasser. Das SPD-geführte Bundesarbeitsministerium hat bereits 2015 analysiert, dass es eine wachsende Zahl (damals geschätzt 50 -100.000) Jugendlicher gibt, die durch kein Gesetz mehr erreichbar sind, und Unterstützung durch Jobcenter und Jugendämter gemeinsam finanzierten Projekte nach § 16h SGB II erhalten. In der Pandemie wird nach Expertenmeinung die Zahl dieser Jugendlichen sich verdoppelt haben.  Sie rutschen oft dauerhaft in die Arbeitslosigkeit ab. Oder sie sind stark eingebunden in familiäre Care-Arbeit, häufig überbelastet damit – was leider häufiger für junge, teils alleinerziehende Frauen gilt. Diese Tausenden jungen Menschen können ihr eigenes, berufliches Potenzial kaum entwickeln. Hinzu kommt: aus volkswirtschaftlicher Sicht wären sie genau die Fachkräfte, die wir zukünftig so dringend brauchen – gerade aufgrund der demografischen und technologischen Umbrüche!

Die Corona-Krise hat die Probleme massiv verschärft. Weitere Ausbildungsstellen sind weggebrochen – andere blieben unbesetzt. Es gibt große Image- und Attraktivitätsprobleme bei freien Ausbildungsstellen – auch für die duale Ausbildung insgesamt. Die jungen Menschen stimmen mit den Füßen ab, entscheiden sich aktuell häufig gegen so einen Weg. Aber eine gute duale Ausbildung würde ihnen die besten Zukunftschancen bieten. Deshalb ist es höchste Zeit, die Probleme bei den Wurzeln zu packen. In Bielefeld haben wir den Anfang gemacht.

Vor Ort - in ihren Vierteln, auf ihren Plätzen und zu Hause müssen Jugendliche und junge Menschen gezielt angesprochen werden. Viele Heranwachsende sind seit Beginn der Corona-Pandemie nicht nur unversorgt mit Ausbildungsplätzen. Die Zukunftsängste sind gewachsen, verbunden auch mit höherer psychischer Anfälligkeit. Ausgleich und Freizeitangebote waren seit Frühjahr 2020 Mangelware. Probleme haben sich aufgestaut. Dass eine Ausbildung oder berufliche Tätigkeit fehlt, ist ein zentrales Problem – unter vielen. Aber der Weg in eine duale Ausbildung würde für die Betroffenen viele Probleme lösen und Chancen bieten. In diese Kerbe stößt unser „Bielefelder Ausbildungspakt“. Alters-, geschlechter- und vielfaltssensibel können wichtige zusätzliche Angebote gemacht werden. Ganz konkret wird er zusätzliche Ausbildungsstellen besetzen.

 

Jährlicher Bielefelder Ausbildungsreport: Weil es bisher an guten Daten fehlt!

Wer sich mit den zugänglichen Rahmendaten eines (lokalen) Ausbildungsmarkts auseinandersetzt, stößt immer auf den Vergleich zwischen ausgeschriebenen Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber:innen. In Bielefeld und anderswo sind die Zahlen der Bewerber:innen in den letzten zwei Jahren stärker gesunken als die der Ausbildungsstellen. Eine einfache, arbeitgebernahe Analyse kann sich hiermit begnügen: „Es sind doch mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber da. Die Unternehmen und die Ausbildungsstellen können also nicht das Problem sein!“ – heißt es von vielen. Aber weder sind die Studierendenzahlen zuletzt durch die Decke gegangen – noch sind die Schulabsolvent:innen plötzlich stark gesunken. Die jungen Menschen, die eine Berufsausbildung brauchen, sind weiterhin da! Aber sie sind nicht stimmig von den gängigen Zahlen des Ausbildungsmarktes erfasst, da diese nur von Arbeitsagentur und Jobcenter erfasste Bewerber*innen ausweist. Da aber der Kontakt wegen der Pandemie und der Bearbeitung von Kurzarbeitergeld vielfach fehlte, sind erheblich weniger Bewerber*innen ausgewiesen. Das ist ein großes Problem. Deshalb lassen wir jetzt erstmals einen jährlichen Bielefelder Ausbildungsreport erstellen. Dieser soll u.a. gemeinsam mit den Gewerkschaften, Kammern und den Arbeitgeber:innen erarbeitet werden. Auf Basis der Schulabgänger:innen sollen dort die Anforderungen junger Menschen an Berufsausbildung erfasst werden – im Vergleich zu den Rahmenbedingungen des lokalen Ausbildungsmarktes, also dessen sehr unterschiedlichen Bedingungen. Auch die Zukunftsprognosen für den Bielefelder Arbeitsmarkt sollen dabei berücksichtigt werden: z.B. Umbrüche durch Demografie, Digitalisierung und ökologischen Umbau. Mit dem Bielefelder Ausbildungsreport wird für uns eine wertvolle Handlungsgrundlage geschaffen: Um die duale Ausbildung wieder attraktiv zu machen für alle, die wir dafür gewinnen können.

 

Bielefelder Ausbildungspakt: Regelmäßig allen an den Tisch holen! 

Wir schaffen nicht nur eine ehrliche Bestandsaufnahme, sondern auch eine bessere Handlungsbasis: Damit greifen wir den wichtigen Impuls unseres SPD-Oberbürgermeisters Pit Clausen auf, der den jährlichen „Bielefelder Ausbildungsgipfel“ eingeführt hat. Beschlossen ist jetzt, dass dieser zu einem Bielefelder Ausbildungspakt ausgebaut wird. Regelmäßig wird der Oberbürgermeister hierfür alle Beteiligten zur Beratung zusammenrufen: Arbeitgeber- und Gewerkschaftsseite, aber auch gesellschaftliche Akteur:innen wie Beratungslehrer:innen der Schulen, Eltern- und Schüler:innenvertretungen. Ziel ist es, Maßnahmen miteinander abzustimmen – natürlich auf der Basis der besseren Daten. Die Idee: Wenn an z.B. den allgemeinbildenden Schulen mit Förderprogrammen die Berufswahlorientierung für das Handwerk gestärkt wird – dann bieten sich für das Handwerk vielleicht neue Anknüpfungspunkte, z.B. für Schulkooperationen und die Auswahl von neuen, zusätzlichen Azubis.

 

Bielefelder Ausbildungsfonds: Berufsbildung ist teuer, aber zahlt sich mehrfach aus!

Wir sind fest davon überzeugt: Eine Stärkung der dualen Ausbildung, sogar eine Ausbildungsgarantie kann gelingen – aber nur dann, wenn wir alle in die Vollen gehen! Eben weil es um die Zukunft geht. Und weil sich jeder Euro mehrfach auszahlt, den wir in gute, praktische Berufsbildung investieren. Gerade in der Krise ist es für die Arbeitgeber:innen ein Kraftakt, die berufliche Ausbildung zu stabilisieren – oder sogar zu stärken. Deshalb ist es ein riesiger Erfolg der SPD im Bund, dass hohe Fördersummen an die Betriebe ausgezahlt werden, die ihr Ausbildungsniveau halten oder ausbauen. Aber wir werden auch als Stadt Bielefeld in die Vollen gehen: Mit einem eigenen, zusätzlichen Ausbildungsfonds. Dieser soll Förderlücken schließen, neue Ansprache-Möglichkeiten schaffen und ganz praktisch zusätzliche, anerkannte duale Ausbildungsplätze finanzieren. Die Verwaltung wird ein Konzept entwerfen, dass hierfür jährlich finanzielle Mittel von 2 Mio. Euro bereitstellt – inklusive eines angemessenen finanziellen Anteils aus dem städtischen Haushalt! Für uns ist das ein wichtiger Baustein für eine „Bielefelder Aufstiegsgesellschaft“, die allen Perspektiven schafft – gerade für besondere Zielgruppen, wie z.B. Alleinerziehende.


Nächste Station: Solidarische Ausbildungsgarantie mit SPD-geführter Bundesregierung!

Wir stellen uns in Bielefeld der Verantwortung, allen jungen Menschen eine gute, berufliche Perspektive zu geben – und gleichzeitig echte Antworten für den zukünftigen Fachkräftebedarf zu finden. Aber kommunal sind dabei unsere Möglichkeiten begrenzt. Und die Unterstützung der schwarz-gelben NRW-Landesregierung hält sich leider in Grenzen. Deshalb ist es so wichtig, dass die SPD gestärkt aus der kommenden Bundestagswahl hervorgeht: Denn nur mit einer SPD-geführten Regierung kann es endlich den Rahmen für eine solidarische Ausbildungsgarantie geben: Wir müssen den Arbeitgeber:innen den Rücken stärken, die gut ausbilden oder dies gerne würden. Und andersherum braucht es endlich einen gesellschaftlichen Beitrag von Arbeitgeber:innen, die nicht ausbilden, aber zukünftig Fachkräfte „abgreifen“ wollen. Aber uns geht es nicht nur um „Fachkräftesicherung“. Wir wollen keinen (jungen) Menschen zurücklassen. Alle verdienen eine Chance auf eine gute berufliche Erstausbildung. Das ist der Schlüssel zur eigenen beruflichen Entfaltung – und zu einem selbstbestimmten Leben. Dafür kämpfen wir als Sozialdemokrat*innen auf allen Ebenen.

Die Zukunft der Bildungsgerechtigkeit in Bielefeld: Das ist die neue Schulentwicklungsplanung

Über einen Zeitraum von etwa drei Jahren haben Politik, Verwaltung, Schulträger, Eltern und andere Expert*innen gemeinsam die neue ganzheitliche Schulentwicklungsplanung erarbeitet. Jetzt wird sie im Schulausschuss beraten. Aber was bedeutet das für die Bildungslandschaft in Bielefeld? Die wichtigsten Punkte des knapp 300 Seiten umfassenden Plans fassen wir hier für euch zusammen:

Ziele:

  • Leitbild der Schulentwicklungsplanung ist Bildungsgerechtigkeit.

  • Schulen des Gemeinsamen Lernens sowie Schulen mit hohen bildungsrelevanten Belastungen kommt daher besondere Unterstützung zu.

  • Alle Maßnahmen der Schulentwicklungsplanung sollen vor allem gemeinsames Lernen, Heterogenität und ganztägiges Lernen fördern.

Bedarfsgerechter Ausbau der weiterführenden Schulen:

  • Aus dem Anmeldeverhalten ergibt sich nach aktuellem Stand die Notwendigkeit, ein Angebot mit Abiturabschluss für zusätzlich zehn Schulzüge bis zum Schuljahr 2025/2026 zu schaffen.

  • Die Planung ergibt daneben auch einen Bedarf von 2-3 Zügen an inklusiven Sek I-Angeboten. Gleichzeitig zeigt die Planung weiterhin eine hohe Anzahl von Schulwechseln nach der Erprobungsstufe vom Gymnasium auf andere Schulformen.

  • Um diesen Bruch für Schüler*innen zu vermeiden, werden integrierte Systeme gestärkt.

Bildungscampus.png

Bildungscampus:

  • Der Bildungscampus umfasst ein dreizügiges Gymnasium, ein integriertes System (4-zügige Gesamtschule oder 3-zügige Sekundarschule) sowie ein Förderzentrum für Inklusion.

  • Beide Schulen sollen als Ganztagsschulen geplant werden und sowohl integrativ als auch inklusiv arbeiten.

  • Das Förderzentrum soll unterstützen und helfen, Schulformwechsel zu vermeiden.

Gymnasien:

  • Zur weiteren Deckung der durch die Schulentwicklungsplanung festgestellten Bedarfe an gymnasialer Bildung werden Erweiterungen an existierenden Gymnasien geprüft.

  • Sollte eine Deckung der Bedarfe nicht durch Erweiterungen realisierbar sein, wird ein Standort für ein weiteres drei- bis vierzügiges Gymnasium gesucht.

Realschulen:

  • Den Bedarfen an Realschulplätzen ist die Politik mit der Erweiterung der Zügigkeit der Getrud-Bäumer-Schule bereits nachgekommen.

Sekundarschulen:

  • Die Sekundarschulen als Schulen des Gemeinsamen Lernens sollen weiter gestärkt werden.

  • Die Raumbedarfe der aufwachsenden Sekundarschulen sollen schnell umgesetzt werden; hierbei soll das im Schulentwicklungsplan erarbeitete Raumkonzept angewandt und erprobt werden. 

Ausbau rhythmisierter Ganztagsgrundschulen:

  • Die bewährte Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern im Ganztag ist fortzuführen und weiterzuentwickeln.

  • Es ist unser Ziel, in jedem Bezirk mindestens eine Grundschule mit gebundenem Ganztag und gemeinsamem Lernen zu verankern.

  • Die drei neuen Grundschulen in Sieker, Gellershagen und Sennestadt sollen Schulen des Gemeinsamen Lernens mit rhythmisiertem Ganztag sein.

Unser Koalitions-Antrag