Auf gute Nachbarschaft! So stärken wir das Zusammenleben im Quartier

Die Zuwanderung von vielen geflüchteten Menschen und die Corona-Krise haben deutlich gezeigt, wie wichtig starke Stadtbezirke und funktionierende Nachbarschaften sind. Ohne das Engagement vor Ort wären wir bei der Integration noch lange nicht so weit. ,,Corona" hat viel Hilfsbereitschaft der Bielefelder*innen hervorgerufen. Sowohl die sprunghafte Zuwanderung von Geflüchteten als auch die Corona-Krise waren Herausforderungen, die wir nur durch Miteinander und Füreinander bewältigt haben - und durch gemeinsame Anstrengungen von staatlichen Akteuren, der Stadtverwaltung und von engagierten Bürger*innen, denen Bielefeld und ihr Stadtteil nicht egal sind. Wir brauchen attraktive Begegnungsorte, zielgruppenorientierte soziale Angebote vor Ort und praktisch erlebbare Beteiligungsmöglichkeiten.

Wir werden die krisenfeste und solidarische Stadtgesellschaft weiter fördern und stärken und nehmen uns deshalb für die nächsten fünf Jahre erhebliche Investitionen in unsere soziale Infrastruktur vor:

  • Im Zuge der Flüchtlingszuwanderung 2015/2016 haben wir die Einrichtungen der öffentlichen Jugendarbeit personell erheblich gestärkt. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen nimmt auch in den nächsten Jahren weiter zu. Bislang sind die zusätzlichen Stellen befristet. Wir wollen die zusätzlichen Stellen auch weiterhin finanzieren.

  • Die Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit sind baulich und von der Ausstattung teilweise in die Jahre gekommen. Wir haben in den vergangenen Jahren zwar mehrere Einrichtungen saniert, aber insgesamt ist in den Zeiten der Haushaltssanierung ein Investitionsstau entstanden. Deshalb streben wir ein Sanierungsprogramm für die Einrichtungen der OKJA (Offene Kinder- und Jugendarbeit) in Höhe von jährlich 500.000 Euro ab dem Haushaltsjahr 2022 an, mit dem wir die Einrichtungen nach und nach attraktiver machen und technisch auf den heutigen Stand bringen. So können wir auch die Medienbildung in der OKJA stärken.

  • Wir wollen ein Jugendkulturhaus für Bielefeld. Jugendliche brauchen einen Ort, an dem sie sich ausprobieren und sich selbst organisieren können. Gerade der Bedarf an Band-Proberäumen und kleinen Bühnen ist groß. Darüber hinaus kann ein neues Jugendkulturhaus ein Zentrum für moderne und attraktive Medienbildung werden. Auch die junge Gaming-Szene können wir damit ansprechen. Wir wollen in der nächsten Ratsperiode die Standortsuche und die Konzeptentwicklung anstoßen und werden dabei auf die Beteiligung der Jugendlichen achten.

  • Im Zuge der Flüchtlingszuwanderung wurde auch die so genannte Stadtteilkoordination in den Stadtteilen etabliert, die von großer Zuwanderung betroffen waren. Die Stadtteilkoordination in der Stadtmitte, in Brackwede, im Oberlohmannshof, in Baumheide und Sennestadt hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die Integration an vielen Stellen funktioniert und sich vor allem die betroffenen Stadtteile nicht allein gelassen fühlten mit den Integrationsaufgaben. Bislang sind die Stellen ebenfalls befristet. Wir wollen die Stadtteilkoordination aufrechterhalten, weiterentwickeln und über die 2021 auslaufende Förderperiode hinaus finanzieren.

  • Wir haben bereits begonnen, die Seniorenarbeit in Bielefeld zu stärken. Wir haben die finanziellen Mittel, die den Senioren- und Begegnungsstätten von der Stadt zur Verfügung gestellt werden, zuletzt um mehr als ein Drittel ausgeweitet. Zudem engagiert sich die Stadt mittlerweile auch im „Bielefelder Modell des Wohnens mit Versorgungssicherheit". Wir wollen diesen eingeschlagenen Weg weitergehen: Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Stadt und freien Trägern in der Seniorenarbeit weiter stärken und die Menschen noch besser darin unterstützen, in ihrer gewohnten und geliebten Umgebung alt werden zu können. Deshalb wollen wir ab dem Haushaltsjahr 2022 die städtische Finanzierung der Senioren­ und Begegnungsstätten noch einmal um ein Drittel auf ca. 1,4 Mio Euro erhöhen.

  • Das Zusammenleben in unserer bunten, multikulturellen Stadt muss weiterhin aktiv gestaltet werden. Wir werden das Landesprogramm „Kommunales Integrations­management" in Bielefeld engagiert umsetzen, den neu zugewanderten Menschen gute Perspektiven für ein Leben in unserer Stadt eröffnen und sie auch offensiv auffordern, diese Chancen zu nutzen. Die Integrationskraft unserer Stadtgesellschaft wollen wir durch den geschilderten Ausbau der quartiersorientierten Angebote stärken, dazu gehört auch das Engagement der Stadt gegen Rassismus und Ausgrenzung. Integration und die Förderung eines guten friedlichen Zusammenlebens wird in den nächsten Jahren noch wichtiger werden - deshalb wollen wir das Kommunale Integrationsmanagement auch strukturell stärken und prominent in der Verwaltungsstruktur platzieren.

Fakten statt Verschwörungstheorien: wie finde ich verlässliche Infos?

In turbulenten Zeiten, wie wir sie aktuell in der Coronakrise erleben, können sich die Meldungen schon mal überschlagen. Bei all den schnellen Entwicklungen ist es gar nicht so einfach, den Überblick über alles zu behalten. Da ist es umso wichtiger, seine Informationen über verlässliche und sichere Quellen zu beziehen, denen man vertrauen kann. Die große Verunsicherung wird gerade nämlich von Populisten und anderen Menschenfängern massiv genutzt, um die wildesten Verschwörungstheorien unter die Leute zu bringen. Einfache Antworten auf komplexe Fragen können verlockend sein, sind aber oft brandgefährlich. Wir haben für euch mal eine Liste zusammengestellt, die euch seriöse Quellen und nützliche Tipps für das Durchqueren des Informationsdschungels im Netz bietet:

Offizielle Behörden und Ministerien

Stadt Bielefeld: bielefeld.de/de/covi

Videobotschaften unseres Oberbürgermeisters: bielefeld.de/de/covi/botschaft

Bundesministerium für Arbeit und Soziales: bmas.de/DE/Schwerpunkte/Informationen-Corona/informationen-corona

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.infektionsschutz.de/coronavirus

Robert-Koch-Institut: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV

Pressekonferenzen der Bundesregierung: bundesregierung.de/breg-de/mediathek/live-aus-dem-kanzleramt

Barrierefrei und in leichter Sprache

In mehreren Sprachen

Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration: integrationsbeauftragte.de/ib-de/amt-und-person/informationen-zum-coronavirus

Für Kinder und Jugendliche

Um verlässliche Berichterstattung von Betrügern und Verschwörungstheoretikern unterscheiden zu können, gibt es ein paar allgemeine Faustregeln. Beim Benutzen von Suchmaschinen ist zum Beispiel zu beachten, dass die Reihenfolge der Suchergebnisse nicht bedeutet, dass die sichersten Quellen automatisch ganz oben stehen. Dazu kommt, dass sich manchmal scheinbar seriöse Informationen als Werbeanzeigen herausstellen. Deshalb gilt: Vergewissern Sie sich, wer hinter der Quelle steht und welche Absichten von den Anbietern verfolgt werden. Seriöse Internetseiten erkennt man an einer objektiven Sprache, vermeiden ideologische Begriffe wie „Impfzwang”, beanspruchen nicht die absolute Wahrheit für sich, geben Quellen an, haben eine Datenschutzerklärung und ein eindeutiges Impressum.

Es gibt immer wieder Gruppierungen, die bewusst Lügen verbreiten, zum Beispiel über Fotomontagen oder über Diskussionen in sozialen Medien. Diese Menschen wollen für Chaos und Misstrauen sorgen, um Sie anschließend mit ihren Märchen von Verschwörungen und Übernatürlichem einzulullen. Gerade deshalb ist es so entscheidend, dass sie das Denken nicht anderen überlassen. Bleiben Sie misstrauisch und vergleichen Sie Informationen. Und am allerwichtigsten: Bleiben Sie gesund!

Tag der Kinderbetreuung: Familien in der Coronakrise

Puzzeln, vorlesen, Memory spielen, Videokonferenzen, berufliche Telefonate, kochen, waschen, einkaufen, Denkarbeit, verstecken spielen, trösten, kuscheln, E-Mails schreiben - kommt euch das bekannt vor? 

Anschließend an den gestrigen Tag der Kinderbetreuung berichtet Judith Wend hier mal aus der Perspektive derer, die seit Wochen versuchen müssen, Homeoffice und Kinderbetreuung und alle anderen Aufgaben, die zu Hause so anfallen, zu vereinbaren. So wie ihr und ihrem Mann geht es im Moment unzähligen #coronaeltern und ist auch Ausdruck davon, wie unsichtbar private Sorgearbeit, die immer noch überwiegend von Frauen erledigt wird, eigentlich ist. Wir müssen also weiter kräftig politische Stellschrauben drehen, damit diese Arbeit aufgewertet und zwischen Männern und Frauen gerechter verteilt wird:

Am 11. Mai ist der Tag der Kinderbetreuung. Es beginnt die 9. Woche, in der die Kita für den Großteil der Kinder geschlossen bleibt und sie komplett zuhause betreut werden. Gerade wurde bekannt, dass das bei uns in NRW auch erstmal so bleiben wird. Was macht das mit Familien, für deren Alltag professionelle Kinderbetreuung „systemrelevant“ ist? 

Meine Töchter sind fünf und zwei Jahre alt, mein Mann und ich arbeiten beide in „nicht systemrelevanten“ Berufen. Wie so viele Familien haben wir vom Sprintmodus schon lange in den Marathonmodus umgeschaltet, aber auch uns geht langsam die Puste aus. Dabei haben wir wirklich Glück; wir haben zuhause genug Platz und sogar einen Garten. Mein Mann und ich können größtenteils von zuhause arbeiten und die Kinder haben immerhin einander. Und trotzdem: Puzzeln, vorlesen, Memory spielen, Videokonferenzen, berufliche Telefonate, kochen, waschen, einkaufen, Denkarbeit, verstecken spielen, trösten, kuscheln, E-Mails schreiben - den Anforderungen zweier Kinder in unterschiedlichem Alter gerecht zu werden, Leistung im Job zu bringen und zuhause nicht im Chaos zu versinken, ist gleichzeitig einfach nicht möglich. Bei uns werden exklusive „Arbeitszimmerzeiten“ mittlerweile hart verhandelt und im Kalender festgehalten, die Nächte werden länger, die Kinder werden unzufriedener, der Druck und das schlechte Gewissen wachsen. Wenn jetzt noch wirtschaftliche Sorgen oder Homeschooling dazu kämen…na dann gute Nacht! 

Kinder und Eltern verdienen Solidarität

Für mich sind die WhatsApp-Gruppen der Kitaeltern gerade ein guter Indikator für die Stimmung in anderen Familien. Nachdem von NRW Familienminister Stamp der Kita-Öffnungsplan vorgestellt wurde, sind diese Gruppen geradezu explodiert. Ungläubigkeit, Verzweiflung, Wut. Überall wird großzügig gelockert, für die meisten Familien bleibt auf absehbare Zeit alles wie es ist. Solange meine Kinder weder im Möbelhaus noch im Biergarten oder im Fitnessstudio betreut werden können während ich arbeite, finden die Lockerungsschritte völlig entkoppelt von meiner Lebenswirklichkeit als Mutter statt. Bundesliga gucken die Kinder übrigens leider auch nicht. Ich höre von vielen Eltern, dass sie sich alleine gelassen fühlen und wir alle haben den Eindruck, dass unsere Interessen und die Interessen unserer Kinder bei den Abwägungsprozessen zu Lockerungen kaum Gewicht haben. Es gibt viele Kinder, die gerade wirklich leiden und nicht die Aufmerksamkeit und Förderung bekommen, die sie brauchen. Für mich ist es geradezu absurd, dass ich ab dem 30. Mai mein Handballtraining wiederaufnehmen darf - mit Vollkontakt und in der Halle - bevor unsere Kinder auch nur einen Tag in die Kita durften.   

Familien brauchen jetzt konkrete Unterstützung. Dass Pit Clausen seinen Handlungsspielraum genutzt hat und den Bielefelder Familien sofort die Kitagebühren erlassen hat, war gut. Der Notfall-Kinderzuschlag war eine wichtige Sofortmaßnahme. Aber was ist mit einem generellen Zuschuss für Familien, der z.B. mit dem Kindergeld ausgezahlt wird? Einkommensausfälle setzen besonders Familien mit kleinem- und mittlerem Einkommen gerade stark unter Druck und es fallen einfach mehr Kosten an, wenn keine öffentlichen (Betreuungs-) Angebote mehr wahrgenommen werden können. Was ist mit einem Corona-Elterngeld wie es von Ökonom*innen des DIW gefordert wird? Es muss Eltern jetzt möglich sein, die Arbeitszeit zu reduzieren - bei gleichzeitigem Lohnersatz und Kündigungsschutz. Es wird gerade viel von Solidarität gesprochen. Viele Familien fragen sich mittlerweile: Wo ist eigentlich die Solidarität mit uns? 

Private Carearbeit muss sichtbarer und gerechter verteilt werden

Die geringe Priorisierung von Kinderbetreuung bei den Lockerungsschritten legt gerade gnadenlos offen, dass private Carearbeit gesellschaftlich immer noch unsichtbar ist und nicht als das angesehen wird, was sie ist: Nämlich Arbeit, nur eben unbezahlt. Wie hätte sonst jemand auf die Idee kommen können, dass man sie monatelang mal eben so nebenbei zur normalen Erwerbsarbeit erledigen kann?

Schon vor Corona wurde die Carearbeit in Familien überproportional von Frauen geleistet. In der Krise verstärkt sich nun diese Tendenz. Bevor der Laden unter der Mehrbelastung komplett zusammenbricht, konzentriert man sich auf die eingeübte Rollenverteilung: Der Mann ist für die Erwerbsarbeit zuständig und sichert das Haushaltseinkommen. Die Frau übernimmt Haushalt und Kinderbetreuung und steckt beruflich zurück. Für Frauen bedeutet das: Weniger Gehalt, geringere Rente, verminderte Karrieremöglichkeiten. Es wird schwierig sein, dies nach Corona einfach so wieder zurück zu drehen. WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger befürchtet gar, dass wir drei Jahrzehnte im Kampf um Geschlechtergerechtigkeit verlieren. 

Umso wichtiger ist es gerade jetzt, strukturelle Rahmenbedingungen zu schafften, damit partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Carearbeit in Zukunft leichter wird. Wir müssen daran arbeiten, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern zu schließen. Der Anteil von Frauen in systemrelevanten Berufen beträgt 75%. Eine Aufwertung dieser Berufe durch bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen wäre ein guter Anfang. Das Ehegattensplitting gehört endlich abgeschafft, damit die traditionelle Arbeitsteilung nicht länger steuerlich incentiviert wird. Viele Familien wünschen sich eine Familienarbeitszeit. Beide Elternteile würden dann zu gleichen Teilen Stunden von ihren Vollzeitjobs reduzieren und ein Familiengeld federt die finanziellen Einbußen ab. Und die wichtigste Voraussetzung für eine gerechtere Aufteilung von Care- und Erwerbsarbeit in Familien vor, während und nach Corona: Eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige und kostenfreie Kinderbetreuung. 

- Judith Wend

Sven Frischemeier zum Radentscheid

Wie am Montag entscheiden wurde, ist das Bürgerbegehren des Radentscheid Bielefeld rechtlich nicht möglich. War’s das also jetzt? Natürlich nicht. Unser Ratsmitglied Sven Frischemeier ordnet die Entscheidung für euch ein.

Das Bürgerbegehren ist rechtlich nicht zulässig. Heißt das jetzt, der Radentscheid ist gescheitert?

Sven: Nein, so stimmt das nicht. Also, man muss da, glaube ich, zwei Fragen unterscheiden. Das eine, das ist die Juristische und das sollen dann auch die Juristen klären. Da ist es anscheinend so, dass dieses Bürgerbegehren, als „nicht zulässig“ erachtet wird. Und die andere und ich finde, die viel entscheidendere Frage, ist eigentlich die politische Frage dahinter. Und da haben 26.500 Menschen gesagt, wir wollen, dass in dieser Stadt der Radverkehr besser wird. Das haben wir als SPD auch schon vor einem dreiviertel Jahr aufgegriffen, indem wir gesagt haben, die Forderung des Radentscheids finden wir gut, die wollen wir so umsetzen. Das heißt, für uns ist eigentlich völlig egal, ob jetzt die Zulässigkeit nicht gegeben ist. Es ist nämlich eine rein politische Frage. Wir wollen, dass der Radverkehr in dieser Stadt besser wird. Deswegen reden wir jetzt mit den Initiatoren des Radentscheides darüber, wie wir denn deren Ziele trotzdem umsetzen können und wie wir den Radverkehr in Bielefeld verbessern können.

Wer hat eigentlich entschieden, dass das Bürgerbegehren nicht rechtmäßig ist?

 Sven: Es gibt ein Gutachten dazu, es ist das Landesgesetz, wie wir mit solchen Bürgerbegehren umgehen müssen und da könnte egal, welcher Bürgermeister, welche Bürgermeisterin stehen, alle müssten zu dem Ergebnis kommen, es ist rechtlich nicht möglich. Am Ende ist die entscheidende Frage die Politische. Wollen wir, dass die Forderungen umgesetzt werden? Als SPD haben wir das ganz klar, wir wollen den elf Forderungen des Radentscheids nachkommen.

Welche Bedeutung hat der Radentscheid schon jetzt?

Sven: Das ist ein klares Signal, ein klares Zeichen, dass wir als Rat handeln müssen. Das gilt nicht nur für uns als SPD. Wir haben das ja auch schon ein bisschen länger erkannt und machen auch was dafür. Das gilt vor allem aber auch in Richtung CDU, FDP, denen klar zu machen: Hier sind viele, viele Menschen, die wollen, dass sich was bewegt. Und bisher waren CDU und FDP immer die, die gebremst haben, die es nicht geschafft haben, sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Vielleicht blicken sie jetzt auf und sehen, okay, hier kann man auch was machen. Und das ist auch das, was die Menschen in dieser Stadt wollen.

Häusliche Gewalt während Corona: Hier gibt es Hilfe
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Regina Kopp-Herr, MdL

Die Normalität unseres Alltags hat sich durch das Coronavirus und die Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen, sozialen aber auch Arbeitslebens drastisch verändert. Das bedeutet für jede und jeden von uns eine Rückstellung lieb gewordener Gewohnheiten und verinnerlichter Tagesabläufe. Für Familien mit Kindern ist diese ein enormer Einschnitt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass selbst ein "normaler Familienalltag" nicht konfliktfrei ist, das gilt erst recht für die jetzige Situation, in der die Erwachsenen neben der Alltagsbewältigung, Sorge um den Arbeitsplatzverlust, Zukunftsängste und beengten Wohnverhältnissen, einem enormen Druck standhalten müssen. Leider gelingt es nicht allen, in dieser Situation Konflikte gewaltfrei zu lösen. Gerade Frauen und Kinder werden dann Opfer häuslicher Gewalt.
Die Zahl der Wegweisungen nach Paragraf 34a Polizeigesetz (berechtigt die Polizei zum Schutz vor häuslicher Gewalt eine Person einer Wohnung zu verweisen und ein Rückkehrverbot auszusprechen) ist aktuell angestiegen. Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen weisen auf eine erhöhte Nachfrage hin. Deshalb haben wir mit der SPD Landtagsfraktion deutlich gemacht, dass der gerade einstimmig beschlossene Rettungsschirm von 25 Milliarden Euro auch für Frauenhäuser, die Frauenhilfe-Infrastruktur und den Kinderschutz verwendet werden muss.

Im Frauenhaus werden Betroffene aufgenommen, dort wird Ihnen zugehört, um sie zu stabilisieren. Außerdem wird ihnen Unterstützung für die notwendigen Behördengänge geboten. Daneben erhalten Sie auch rechtliche, psychologische und medizinische Betreuung. Es wird im Fall der Kinder danach geschaut, wo sie in Kita und Schule untergebracht werden können. Auch im Frauenhaus gibt es ein Betreuungsangebot für die Kinder. Im Verlaufe des Aufenthalts werden die Frauen darauf vorbereitet ein eigenständiges Leben mit ihren Kindern zu führen. Der Aufenthalt ist für die Frauen und Kinder kostenfrei.
Gewalterfahrungen gehen meistens mit gesundheitlichen Einschränkungen einher, seitens der Frauen und der Kinder. Deshalb ist eine frühe Durchbrechung der häuslichen Gewalt unerlässlich, damit schnell alle nötige Hilfe gewährt werden kann. Viele Frauen geben jedoch sich und ihren gewaltausübenden Partner immer wieder eine Chance, in der Hoffnung, die Gewaltausübung endet. Viele Frauen gehen erst dann, wenn der Leidensdruck so groß geworden ist, dass er nicht mehr für sie zu ertragen ist. Damit es soweit nicht kommen muss, gibt es eine ganze Reihe anonymer und kostenfreier Hilfsangebote. Liebe Frauen, nutzt sie! Ihr seid nicht allein! 

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Sally Lisa Starken

Stay at home. Neben all den Ängsten wegen Covid-19 und den daraus entstehenden Folgen kann das schön sein, so viel Zeit für seine Kinder oder seine bessere Hälfte zu haben. Nur trifft das nicht auf alle Familien zu. Seinem Partner nicht entrinnen zu können, nicht zu einer Freundin flüchten zu können, sondern auf begrenztem Raum mit der immer gleichen, Person zu sein - auch diese Situationen gibt es und es wird sie gerade wegen der derzeitigen Lage vermehrt geben.

Wir alle beschäftigten uns viel mit unseren eigenen Sorgen, dabei dürfen wir aber nicht vergessen nach links und rechts zu schauen. Was passiert in unserem Umfeld? Gibt es Situationen, in die wir eingreifen sollten? Frauen und Kinder, die heute Gewalt erfahren, brauchen uns. Sie brauchen die Unterstützung, um einen Ausweg zu finden. Lasst uns auch hier solidarisch sein. Es kann einfach nicht sein, dass Frauen und Kinder in Gefahren ausharren müssen. Politisch bedeutet das, dass Frauenhäuser, Mädchenhäuser, Telefon- und Online-Beratungen genau jetzt unterstützt und ausgeweitet werden müssen.

Das wichtigste ist aber erstmal: Schaut bitte jetzt genau hin, spitzt die Ohren und bietet Hilfe und Auswege an. Am besten geht das über die untenstehenden Wege.

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Miriam Pospich

Laut des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wird jede dritte Frau in ihrem Leben einmal Opfer von häuslicher Gewalt. Diese Gewalt drückt sich nicht nur durch Schläge gegen den/die Partner*in aus. Dazu gehören sexuelle Übergriffe sowie auch psychische Gewalt. Beleidigung, Nötigung und Stalking sind ebenso Teil von partnerschaftlicher Gewalt wie auch Körperverletzungen.
Partnerschaftliche Gewalt trifft überproportional Frauen. Diese Frauen sind in allen sozialen Milieus und Lebenslagen zu finden. Die Juraprofessorin kann ebenso Opfer einer häuslichen Gewalttat werden, wie auch eine junge Leistungsbezieherin in einem Brennpunktviertel. Armut ist also nicht gleichzusetzen mit häuslicher Gewalt.

Laut des BMFSFJ eskaliert häusliche Gewalt häufig in familiären Krisensituationen wie Trennungen oder Scheidungen. Die jetzige Ausnahmesituation durch das Coronavirus und die damit verbundenen Bewegungseinschränkungen haben das gleiche Potenzial, vorhandene Krisen zu verstärken. Der Verein Frauen gegen Gewalt e.V. gibt in Bezug auf Erfahrungsberichte aus China an, dass es dreimal mehr Hilfegesuche von Betroffenen Frauen und Mädchen habe als vor der Coronakrise. Auch lokale Zeitungen melden eine größere Anzahl an Anfragen an Frauenhäuser. Wenn das eigene Zuhause kein sicherer Rückzugsort mehr ist, fühlt man sich schnell verloren. An dieser Stelle muss einmal klar gesagt werden: Es ist keine Schande, sich Hilfe zu suchen. Unter den folgenden Adressen finden Sie sie, anonym und vertraulich.

 

Hilfsangebote

  • Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000-116016, www.hilfetelefon.de

  • Frauennotruf Bielefeld: 0521-124248, www.frauennotruf-bielefeld.de (bietet zu festen Sprechzeiten oder über die Online-Beratung Hilfe an)

  • Wildwasser Bielefeld e.V.: 0521-175476, www.wildwasser-bielefeld.de (Beratungsstelle für Frauen, die in ihrer Kindheit sexualisierte Gewalt erlebt haben)

  • Hilfetelefon sexueller Missbrauch: 0800-2255530, www.nina-info.de/hilfetelefon

  • Online-Beratung für Jugendliche: nina-info.de/save-me-online