Tag der „Internationalen Sozialistischen Jugend“

Der „Reichsjugendtag“ prägte  Ende Juli 1921

das Bielefelder Stadtbild

von Joachim Wibbing

Am 30. und 31. Juli 1921 – vor genau 100 Jahren – fand in Bielefeld der „Reichsjugendtag“ der sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands statt. Damit wurde ein wahrer Feierreigen beendet: zwei Wochen zuvor hatte man die „700-Jahrfeier“ absolviert, eine Woche vorher hatten die Schützen ihr erstes Schützenfest nach dem Weltkrieg gefeiert. Und nun versammelten sich gut 10.000 jugendliche „Arbeitergäste“ aus allen „Gauen Deutschlands“ in der Stadt. Untergebracht wurden sie bei „Arbeiterfamilien“. Zentrales „Empfangslokal“  war die „Eisenhütte“ der Metallarbeiter in der Marktstraße 8. Der „Reichsjugendtag“ in Bielefeld war der zweite seiner Art. Im Jahr zuvor hatte er in Weimar stattgefunden. Eine solche Veranstaltung war durchaus epochal: denn bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges war Politik allein erwachsenen Männern vorbehalten. Nun sollten auch „Jungarbeiter“ für die Ideen des Sozialismus und der Sozialdemokratie begeistert werden -  mit einem Deutschland weiten Treffen.

Ein Aufruf von Erich Ollenhauer

Einer der bekanntesten SPD-Politiker sollte nach dem Zweiten Weltkrieg Erich Ollenhauer (1901-1963) werden. Er war bereits 1921 beim Reichsjugendtag in Bielefeld dabei. Nach dem Abschluss der Volksschule 1915 hatte er eine kaufmännische Lehre in einer Druckerei absolviert. Es folgte ein Volontariat bei der sozialdemokratischen Tageszeitung „Volksstimme“ in Magdeburg. So erscheint es nur folgerichtig, dass er 1918 der SPD beitrat. Ab dem 1. Dezember 1920 war er – als gerade 19-jähriger - zweiter Sekretär beim Hauptvorstand des Verbandes der Arbeiterjugendvereine Deutschlands (VAJV), der Jugendorganisation der SPD, und wurde Redakteur ihrer zweiwöchentlich erscheinenden Zeitschrift „Arbeiterjugend“. 1921 erfolgte seine Wahl als Sekretär der International of the Working Youth. Ollenhauer schrieb im „Vorwärts“, dem „Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands“ am 29. Juli 1921 folgendes: „In diesen Tagen rollen singende Züge durch das Land, dem Westen zu. Das arbeitende Jungvolk fährt zum Reichsjugendtag des Verbandes der Arbeiterjugend-Vereine Deutschlands, der am Sonnabend und Sonntag in Bielefeld abgehalten wird. Es ist das zweite große Treffen der deutschen Arbeiterjugend und schon die stärkere Beteiligung wird von dem Wachstum unserer Jugendbewegung seit dem unvergesslichen Weimarer Jugendtag [im Jahr 1920] Zeugnis ablegen. Von Nord und Süd, aus Ost und West, von Oberschlesien und Ostpreußen, aus Danzig und dem Saarstaat kommen sie, sechstausend Jungen und Mädel, deutsche Arbeiterjugend. … Weimar wurde ein Kampfesruf an die Jugend, für den lebenden Sozialismus zu streiten. Dieser Kampf ist inzwischen aufgenommen und der zweite Reichsjugendtag muß in seinem Zeichen stehen. Darum geht die Arbeiterjugend von ihrer ersten Tagung in Weimar, diesem stillen idyllischen Thüringer Städtchen, nach der Arbeiterstadt Bielefeld. An der Grenze des Ruhrgebietes, des eben noch bedrohten Herzens Deutschlands, will die Jugend der Arbeit sich ihr Treffen geben. Wo die ungezählten Schlote als das Wahrzeichen der Werte schaffenden Arbeit in das Land grüßen, wo der Pulsschlag des Wirtschaftslebens jedem fühlbar wird, da wird die arbeitende Jugend ein neues Bekenntnis ablegen: wir wollen die freie Arbeit, ihr gilt unser Kampf. Bielefeld mit seiner starken einigen Arbeiterbewegung ist der rechte Platz für ein solches Bekenntnis. Diese Stadt ist aber auch der Ort, der, wie kaum ein anderer, für ein Treuegelöbnis der jungen Generation der Arbeiterschaft zur jungen demokratischen Republik geeignet ist. Auf derselben Sparenburg, auf der am 18. Juni 1897 Wilhelm der Letzte [gemeint ist Kaiser Wilhelm II.] u. a. die Worte vom ‚Schutz der nationalen Arbeit‘ und der ‚Zurückweisung jeder Umsturzbewegung‘ sprach, werden am Sonnabend nachmittag die roten Banner und die schwarz-rot-goldenen Farben der Republik, von der Arbeiterjugend als Festgruß gehißt, stolz die Sonne grüßen. Am Abend wird die Jugend an der gleichen Stelle bei den Feiern im Fackelschein beweisen, daß die Idee einer neuen Gemeinschaft schon so tiefe Wurzeln geschlagen hat in Tausend und aber tausend jungen Herzen, daß sie selbst durch den stärksten Sturm nicht mehr zerrissen werden kann. Am schönsten wird sich das neue Gemeinschaftsleben unserer Jugend sicher am Sonnabend auf den Spielwiesen vor der Stadt offenbaren.“ 

Im folgenden Jahre sollte es durch den Zusammenschluss der SPD mit dem größten Teil der verbliebenen USPD auch zur Vereinigung ihrer Jugendorganisationen, des VAJV mit der Sozialistischen Proletarierjugend (SPJ) der USPD kommen, am 29. Oktober 1922 zur Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ). Ollenhauer wurde Sekretär der SAJ, 1928 sogar deren Vorsitzender. 

Eine Auftaktveranstaltung mit Marie Juchacz

Der Reichsjugendtag fand zwischen dem 29. Juli und dem 1. August 1921 in Bielefeld statt – mit dem zeitlichen Schwerpunkt am 30./ 31. Juli. Bereits am 28. Juli – ab 20.00 Uhr – lud eine markante Auftaktveranstaltung in der Zentralhalle am Kesselbrink mit 1.000 Besuchern ein – „trotz tropischer Glut“. Die sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Marie Juchacz (1879-1956) sprach über das Thema „Die Not Deutschlands und die Sozialdemokratie“. Sie gilt als herausragende Frauenrechtlerin. Unter ihrer Leitung wurde am 13. Dezember 1919 die Arbeiterwohlfahrt gegründet. Nach der Einführung des passiven Wahlrechts für Frauen hielt sie am 19. Februar 1919 in der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau eine Rede.  Drei Hauptthemen beherrschten ihre Ausführungen am Abend des 28. Juli: die Verhinderung jeglicher Kriege in der Zukunft, die Zersplitterung der SPD und das politische Engagement der Frauen. Die Novemberrevolution von 1918 hätte die Illusion wachsen lassen, dass die „Sozialdemokratie in der Lage“ sei, „von heute auf morgen das Paradies auf Erden“ zaubern zu können. Das hätte zwangsläufig zu Enttäuschungen führen müssen, so Marie Juchacz. Um die „politische Zerklüftung des deutschen Volkes“ und die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages von Versailles zu überwinden und zu bewältigen, müsse sich das Volk einig sein, „daß es jetzt die Folgen des hohenzollernschen Systems zu tragen“ habe. „Doch nirgends in der Welt“ sei „die Parteienzersplitterung so groß, wie in unserem Vaterlande“. Die Erneuerung Deutschlands sei nur in der Demokratie möglich. „Nie wieder Krieg“ sei die Parole der sozialistischen Arbeiterschaft, so Juchacz weiter. Hoher Gegenwarts- und Zukunftssinn liege darin. Marie Juchacz forderte: „Möge die Arbeiterschaft der Welt sich klar werden, wie notwendig es ist, sich in diesem Gedanken zu vereinigen. Nie wieder darf es sein, daß internationale Chauvinisten die Arbeiter aufeinanderhetzen. Denn die Arbeiterschaft der Welt hat gemeinsame Ziele. Ziele, die Opfer wert sind! Auf daß endlich die Arbeit aller Menschen Gemeingut werde und sie so zum Glück aller werde.“ Zum Schluss wendete sich die „Genossin Juchacz“ besonders an die Frauen und betonte, dass in erster Linie die Frauen gute Sozialisten sein müssten. Denn gerade ihre besonderen Aufgaben in der Gesellschaft machten sie in hohem Maße verantwortlich für die Gestaltung der politischen Verhältnisse. Die Frau müsse tatkräftiger als bisher sich zur Mitarbeit erziehen, um „so heran zu reifen zur Kameradin des Mannes und auf das sie so werde wie sie die Zeit des Sozialismus brauche.“ Langanhaltender Beifall belohnte ihre Ausführungen.

Der erste Tag

Am Freitag, dem 29. Juli 1921, entfaltete sich ein ganzer Fächer von Veranstaltungen: mittags versammelten sich die „Redakteure der Jugendblätter“ im kleinen Saal der „Zentralhalle“, um neue Konzepte für Publikationen zu diskutieren. Nachmittags fand um 15.00 Uhr die „erste Reichskonferenz der Arbeiterjugend“ auf der „Berglust“ – unterhalb der Sparrenburg – statt. Diese Tagung wurde als eine der „ernstesten Sitzungen“ der Arbeiterjugend überhaupt bezeichnet. Sie stellte praktisch den Zusammenschluss aller regionalen Arbeiterjugend-Vereine dar. Um 20.00 Uhr ging es in einer großen Versammlung in der Zentralhalle um die Bannung weiterer Kriege. Es sprach der sozialdemokratische Reichstagspräsident Paul Löbe (1875-1967) und stellte die „Jungsozialisten-Bewegung“ als das „Morgenrot einer besseren glücklicheren Zukunft“ dar. Richtig gehende Begeisterung lösten die Ausführungen des holländischen Sozialisten Voogt aus Amsterdam aus: bei einem Besuch des Sennefriedhofes hatte er Gräber von ausländischen Soldaten gefunden, die im Bielefelder Lazarett gepflegt und gestorben seien. Hier könnten sie „friedvoll“ mit deutschen Gefallenen liegen. Doch eigentlich sollten sie im Leben friedlich miteinander umgehen, nicht nur im Tode. Deshalb „Nie wieder Krieg!“ so seine Losung. 

Der zweite Tag

Am Samstag, dem 30. Juli, fanden vormittags im „Palastheater“ Lichtbilder-Vorführungen über das „Teutoburger-Weser-Bergland“ statt. Nachmittags um 17.30 Uhr gab es eine Friedenskundgebung auf dem Kesselbrink mit der allgemeinen Forderung „Nie wieder Krieg!“. Danach schloss sich ein Festzug „zum Ausmarsch durch die Stadt“ an. Es ging zu den Rasenplätzen an der Sparrenburg. Dort führten regionale Arbeiterjugend-Vereine schwungvolle Tänze auf. Andere organisierten heitere Spiele. Gegen 22.00 Uhr begeisterte ein Feuerwerk mit „Raketen und Leuchtkugeln“ die jugendlichen Gäste. Die Sparrenburg war zusätzlich „in bengalische Beleuchtung“ getaucht. Ein Fackelzug führte alle Anwesenden „durch die Straßen der Stadt zum Schillerplatz“ zurück. Mit dem „Absingen gemeinschaftlicher Lieder“ endete der ereignisreiche Tag.

Der dritte Tag

Am Sonntag, dem 31. Juli, gab es vormittags auf den „städtischen Spielwiesen der Ochsenheide“ wiederum Spiele und Tänze. Nachmittags um 14.30 Uhr fand auf dem Kesselbrink eine weitere große Friedens-Kundgebung statt. In der „Volkswacht“ findet sich folgender Aufruf dazu: „Friedenskundgebung! Sonntagnachmittag zwei ein halb Uhr, auf dem Kesselbrink. Diese Kundgebung muss sich zu einer wuchtigen Demonstration für den Frieden gestalten. Nie wieder Krieg! Gegen die Völkerverhetzung! Einen Massenbesuch erwartet die sozialdemokratische Parteileitung.“ Die Redner stammten aus halb Europa: „Voogd und Vorrink aus Holland, Christiansen aus Dänemark, Erickson aus Schweden, Hoyaux aus Belgien, Schulz aus Berlin und Carl Schreck [1873-1956] aus Bielefeld.“ Im Anschluss daran führte ein „gemeinsamer Spaziergang nach den städtischen Waldwiesen“ mit  „Aufführungen des Jungvolks“.



Der vierte Tag

Am Montag, dem 1. August, erörterte eine „Reichsjugendkonferenz“ auf der „Berglust“ die Ergebnisse des Reichsjugendtages. Für Interessierte bot sich die Gelegenheit zu Wanderfahrten in das Teutoburger Weser-Bergland: Carl Schreck, der Begründer der „Naturfreunde-Bewegung“ hatte einen Rundgang durch die Stadt und Halbtages-Ausflüge zur Hünenburg, zum „Eisernen Anton“ und zum Sennefriedhof ausgearbeitet und in der „Volkswacht vom 30. Juli 1921“ veröffentlicht: „Rundgang durch die Stadt: Schillerplatz/ Rathaus und Stadttheater/ Alter Markt/ Fachwerkhäuser/ Spiegelscher Hof/ Altstädter Kirche/ Leineweberbrunnen/ Neustädter Kirche/ Landgericht/ Handwerker- und Kunstgewerbeschule/ Umformerstation des Elektrizitätswerkes/ Synagoge/ mehrere Schulen und Banken/ schmiedeeiserne Brunnen/ Badeanstalten an der Gütersloher Straße und am Hallerweg/ Schwimmbad in Schildesche/ Luftbad/ gewaltiger Bau der ‚Volkswacht‘/ die ‚Eisenhütte‘, das Empfangslokal zum Jugendtag/ die ausgedehnten Anlagen des Konsumvereins mit dem Verwaltungsgebäude und dem Zentrallager/ die ‚Freie Scholle‘ mit ihren Wohnanlagen/ Ulmenallee mit Sparenburg/ unterirdische Gänge/ die ‚Berglust‘/ die Anstalt Bethel/ der Johannisberg mit der Schützengesellschaft/ die ‚Johannislust‘/ die ‚Ochsenheide‘ mit zwei großen und zwei kleinen Waldwiesen, die als Spiel- und Tummelplätze dem Jungvolk dienen/ Bauernhausmuseum/ Meierhof Olderdissen mit dem Johannistal/ Kahler Berg mit der Volkssternwarte/ botanischer Garten. Halbtagesausflüge: 1) vom Fuße des Johannisberges aus an der ‚Ochsenheide‘ vorüber nach dem ‚Waldfrieden‘. Von dort nach ‚Peter auf‘m Berge‘ bzw. ‚Quellental‘. Ueber die Höhe dann zur ‚Hünenburg‘ mit Ausblick auf die Berge und die Senne. Hinab nach ‚Zweischlingen‘ und durch den ‚Godesberg‘ nach Bielefeld.

2) von der Sparenburg über den Höhenweg, an vielen Gartenlokalen und dem Sanatorium vorüber, zum ‚eisernen Anton‘. Einige 100 m zurück und hinab zum ‚stillen Frieden‘. Dann an einem Waldgrundstück der Metallarbeiter vorüber durch die ‚Sieker Schweiz‘ zur Endstation der Straßenbahn, die nach Bielefeld fährt.

3) Fahrt mit der ‚Elektrischen‘ durch Brackwede zum Sennefriedhof. Im stillen Heidegelände, im Nordosten überragt von den waldbedeckten Höhenzügen, ist der Friedhof von der Stadt angelegt worden. Eine Begräbnishalle mit mächtiger Kuppel und künstlerischem Relief steht oberhalb der Gräber, die einzeln oder in kleinen Feldern inmitten kurzstämmiger Nadelhölzer liegen. Der Friedhof gehört zu den würdigsten derartigen Anlagen in Deutschland.“ Soweit die Ausflugs- und Wandervorschläge zum „Reichsjugendtag“ vom Bielefelder „SPD-Urgestein“ Carl Schreck. Beim Schuhgeschäft „Hesse“ wurden speziell dazu Tourenstiefel der Marke „Wandervogel“ angeboten. Sie kosteten allerdings 195 Mark – bei einem durchschnittlichen damaligen Monatslohn von 137 Mark.

Bürgerliche „Nicklichkeiten“

Die bürgerliche Tagespresse berichtete mehrfach über den „Reichsjugendtag“. Während allerdings die sozialdemokratische „Volkswacht“ immer vom „Kesselbrink“ als Veranstaltungsort sprach, beharrten die konservativen Medien stets auf dem Namen „Kaiser-Wilhelm-Platz“. Wegen des Aufziehens von schwarz-rot-goldenen Fahnen vor Fabrikgebäuden und des eigenmächtigen Verlassens ihrer Arbeitsplätze, um am „Reichsjugendtag“ teilzunehmen, sperrte der Bielefelder Metall-Arbeitgeberverband 9.000 Arbeiter aus – zunächst für 24 Stunden.

Nebenbei bemerkt: Erich Ollenhauer sollte nach Jahrzehnten noch einmal nach Bielefeld kommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg forderte er zweimal Konrad Adenauer bei der Bundestagswahl heraus - im September 1953 und im März 1957 – unterlag aber beide Male. In dem Zusammenhang hielt er 1957 eine zündende Rede vor mehr als 10.000 Besuchern auf der Radrennbahn.

Der „Reichsjugendtag“ Ende Juli 1921 in Bielefeld galt als Gemeinschaft stiftend sowie wohl geordnet und diszipliniert durchgeführt. Dies beeindruckte sogar die katholisch-konservative Bielefelder Tageszeitung „Der Turm“: „daran solle man sich ein Beispiel nehmen“.

„Willenskundgebungen der Jungsozialisten

Die Kieler Leitsätze

Die Jungsozialistentagung vom 1. Januar 1921 in Kiel stellt folgende Leitsätze der gesamten Bewegung Deutschlands als vorläufig von ihr gefundenen Willensausdruck zur Aussprache:

1) Die den Arbeiterjugendvereinen entwachsenden Parteigenossinnen und -genossen können ihrer ganzen seelischen Einstellung nach nicht ohne weiteres den Schritt zur allgemeinen Arbeiterbewegung machen, denn diese ist in ihrem inneren und äußeren Leben so einseitig verstandesmäßig und materialistisch gerichtet, daß sie die in der Jugend vorhandenen und durch den Krieg neubelebten irrationalen Regungen nicht befriedigen kann. Daher schließen sie sich zu besonderen jungsozialistischen Gemeinschaften innerhalb der Partei zusammen, ohne zu verkennen, daß auch ihr Wirken der einigen Partei und den Gewerkschaften als den eigentlichen Kampfgemeinschaften des Proletariats gilt, die sie mit neuem Leben füllen und zu höherer sozialistischer Tatkraft führen wollen.

2) Die Jungsozialisten wollen ihr Leben in Aufrichtigkeit und Verantwortlichkeit vor sich und der Gemeinschaft gestalten. Daraus entnehmen sie auch die Verpflichtung, mit besonderer Eindringlichkeit sich der Erinnerung wissenschaftlicher Erkenntnis des Sozialismus zu widmen.

3) Aus den jungsozialistischen Gemeinschaften sollen Menschen hervorgehen, die sich ständig bewußt bleiben, daß der Sozialismus erst mit der Beseitigung des wirtschaftlichen Kapitalismus möglich wird, die jedoch in sich die Kulturidee des Sozialismus ständig rein erhalten und unter Einsetzung ihrer ganzen Persönlichkeit um sich verbreiten.“

zitiert aus: Zentralbildungsausschuß der sozialdemokratischen Partei Deutschlands (hg, Jungsozialismus – Festschrift zur Bielefelder Jungsozialisten-Tagung am 29. Juli 1921. Berlin 1921 Seite 27f.

Abbildungsnachweis „Reichsjugendtag“ Bielefeld 1921
Zusammengestellt von Joachim Wibbing

[001 Grusspostkarte Reichsjugendtag 1921 Sammlung Wibbing] Eine zeitgenössische Ansichtskarte warb für den „Reichsjugendtag“ 1921 in Bielefeld. (Sammlung Wibbing)

[002 Eisenhütte Bielefeld Aussenansicht Sammlung Wibbing] Die „Eisenhütte“ – das Zentrum der Metallarbeiter-Gewerkschaft in Bielefeld – war das „Empfangslokal“ für die Gäste des „Reichsjugendtages“. (Sammlung Wibbing)

[003 Eisenhütte Gaststube Sammlung Wibbing] Ein Blick in die Gaststube der „Eisenhütte“ in Bielefeld: hier kamen die Gäste des „Reichsjugendtages“ an. (Sammlung Wibbing)

[004 Sparrenburg mit bengalischer Beleuchtung Sammlung Wibbing] Am Abend des 30. Juli 1921 erlebten die Gäste des „Reichsjugendtages“ ein imposantes Höhen-Feuerwerk an der Sparrenburg in Verbindung mit einer „bengalischen Beleuchtung“. (Sammlung Wibbing)

[005 Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3120] Eine Vorführung auf der „Spielwiese“ anlässlich des „Reichsjugendtages“ 1921 (Stadtarchiv Bielefeld)

[006 Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3121] Aufmerksame Zuschauer auf der  „Spielwiese“ beim „Reichsjugendtag“ 1921 (Stadtarchiv Bielefeld

[007 Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3122] Aufführung vom Stück „Aufbruch“ beim „Reichsjugendtag“ 1921 (Stadtarchiv Bielefeld)

[008 Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3123] Aufführung vom Stück „Aufbruch“ beim „Reichsjugendtag“ 1921 (Stadtarchiv Bielefeld)

[009  Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3124] „Gemeinsame Höhenflüge“ mit Hilfe einer Decke beim „Reichsjugendtag“ 1921 (Stadtarchiv Bielefeld)

[010  Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3125] „Volkstanz“ beim „Reichsjugendtag“ 1921 (Stadtarchiv Bielefeld)

[011  Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3126] Friedenskundgebung auf dem Kesselbrink oder dem „Kaiser-Wilhelm-Platz“ beim „Reichsjugendtag“ 1921: im Hintergrund ist das damalige Landratsamt zu erkennen. (Stadtarchiv Bielefeld)

[012 Reichsjugendtag 1921 Stadtarchiv Bielefeld StArchBi_400_006_3127] Kundgebung auf dem Kesselbrink beim „Reichsjugendtag“ 1921 (Stadtarchiv Bielefeld)