Jahnplatzumbau: Wir ziehen eine erste Bilanz

Nach zwei Jahren Bauzeit wird der Jahnplatz Ende August fristgerecht fertiggestellt und eröffnet. Noch bevor die alten Masten entfernt oder die letzten Steine gepflastert wurden, wird in der Öffentlichkeit ein sehr negatives, aber auch undifferenziertes Bild gezeichnet. Grund genug, sich nochmal in Erinnerung zu rufen, warum der Jahnplatz saniert wurde und welche Vorteile er nun mit sich bringt.

Aufgrund zu hoher Stickoxid-Werte drohte die Verhängung eines Fahrverbotes für den Jahnplatz. Neben den PKW, wären hiervon auch die bis zu 1000 Busse, die täglich den Platz queren, aber auch Anlieferverkehr, betroffen gewesen. Nicht nur das drohende Fahrverbot, auch die allgemeinen Klimaentwicklungen haben zu einem Umdenken geführt. Als eine der ersten Maßnahmen wurde ein erfolgreicher Verkehrstest durchgeführt, der die Reduzierung der Fahrstreifen von zwei auf eine Spur vorsah.

Für die Fahrstreifen wurde nun ein ganz neuer Asphalt genutzt. Der sogenannte „Clean-Air-Asphalt“ bindet unter UV-Einstrahlung schädliche Stickoxide aus der Luft und wandelt sie in unschädliche Nitrate um, die anschließend durch den Regen ausgewaschen werden. Auf insgesamt 6.450 Quadratmetern ergibt sich dabei eine durchschnittliche Stickstoffreduzierung von 14%. Gleichzeitig sinkt der Lärmpegel um 2-4 Dezibel. Was nach wenig klingt, hat für das menschliche Gehör eine Reduzierung von 35-50% zur Folge.

Ein weiteres Ziel war es, den Modal Split, also die Aufteilung der verschiedenen Verkehrsmittel, vom individuellen Personennahverkehr in Richtung ÖPNV und Fahrrad voranzutreiben. Durch eine eigene Busspur fließt der Busverkehr schneller und verlässlicher und ist daher attraktiver. Neu geschaffen wurden auch insgesamt 1.900 Meter Radweg, ein großer Gewinn.

Im Zuge des Jahnplatzumbaus werden oftmals die hohe Kostensteigerung kritisiert. Hierbei wird außer Acht gelassen, dass nicht nur der Jahnplatz (13.000 qm), sondern große Teile des Oberntorwall (2.000 qm), der Friedrich-Verleger-Straße (2.400 qm), der Herforder Straße (1.800 qm), des Niederwalls (2.400 qm) und vor allem der Friedrich-Ebert-Straße (6.000 qm) saniert wurden. Viele dieser Aufträge kamen erst nach der ersten Kalkulation der Kosten hinzu, sodass nicht nur die Sanierung des Kernbereichs Jahnplatz eine Kostensteigerung erfahren hat, sondern das gesamte Sanierungsvorhaben. Insgesamt wurden in den zwei Jahren 28.500 Quadratmeter saniert.   

Neu geschaffen wurden dabei etwa 1.250 Meter an taktilen Blindenleitsystemen. Waren diese zuvor nur an den Bushaltestellen oder an ausgewählten Straßenquerungen vorhanden, ist nun die Lebensqualität und Selbstbestimmtheit für Menschen mit Sehbehinderung oder Blinde deutlich gestiegen. Auf den neuen Jahnplatz-Dächern wachsen auf einer Fläche von 950 Quadratmetern Sedum-Pflanzen, die nur auf einen nährstoffarmen Boden angewiesen sind und für einen Mikroklima-Effekt sorgen. Davon profitieren Insekten, die Luft wird gereinigt und die Temperatur sinkt.

Ins Auge fällt, dass wenig Grün vorhanden ist. Auch wenn nie eine italienische Piazza geplant wurde, wie die FDP meint, was am Hauptverkehrspunkt einer Stadt auch gar nicht möglich ist, kann hier definitiv nachgebessert werden. Doch warum wurden nicht mehr Bäume gepflanzt? Die Erklärung ist einfach wie ernüchternd.

Unterhalb der Jahnplatzdecke befindet sich zum einen das Jahnplatzforum, die dazwischenliegende Schicht von 50 Zentimetern wäre nicht tief genug für die Wurzeln von Bäumen. Logischerweise kann auch auf den Fahr- und Radstreifen kein Baum gepflanzt, kein Rasen ausgerollt werden. An den übrig gebliebenen Stellen ist das Erdreich von zahlreichen Rohren und Kabeln durchzogen, die ebenfalls keinen Spielraum für Vegetation lassen.

Andere Ideen mussten verworfen werden, da Rettungsgassen für die Feuerwehr vorhanden sein müssen. Die Jahnplatz-Dächer über den Rolltreppen, wie sie vorher waren, würden heute gar nicht mehr genehmigt werden. Gleichzeitig werden die bislang gepflanzten Bäume auch noch deutlich wachsen und dem Ganzen ein anderes Bild geben. Trotzdem wollen wir noch mit mobilem Grün nachhelfen.

Was kommt noch? Es kommt noch ein Highlight, das dem Jahnplatz gerade bei Nacht einen ganz neuen Charme geben wird. An sieben Masten, werden in elf Metern Höhe insgesamt 23 mondähnliche Lampen hängen, die je nach Jahreszeit und Anlass den Platz in ein anderes Licht setzen können. Spätestens beim Weihnachtsmarkt wird dieser Effekt erstmals für viel Freude sorgen. Zudem fehlen auch noch die Sitzbänke an Bushaltestellen. Es braucht also noch ein kleines bisschen Geduld, bis der Jahnplatz als Ganzes fertig ist und bewertet werden sollte.