100 Jahre Elfriede Eilers

Die bekannte SPD-Politikerin wurde 1921 geboren

 

 

Portriat: Elfriede Eilers; Foto: Hans-D. Henke

In unserer Gegenwart bekleiden Frauen vermehrt hochrangige  Positionen in der Politik und in der Gesellschaft. Das war nicht immer so. Zu den frühen „politischen Aktivistinnen“ gehörte die Sozialdemokratin Elfriede Eilers. Sie erblickte am 17. Januar 1921 in Bielefeld das Licht der Welt – vor genau 100 Jahren.

„Lern- und Wander-Jahre“

Elfriede Eilers wuchs im sogenannten „Ostmannturm-Viertel“ in der Nähe der Herforder Straße auf. Sie stammte aus einem evangelischen Elternhaus. Bereits ihre Eltern waren in der SPD der Weimarer Republik aktiv – ebenso wie ihr Urgroßvater. Sie besuchte nach der Volksschule eine Realschule, die sie mit der Prüfung zur mittleren Reife abschloss. Danach absolvierte sie eine Frauenfachschule, an die sich eine dreijährige kaufmännische Lehre anschloss. Von 1941 bis 1949 war sie als Maschinenbuchhalterin bei den Stadtwerken in Bielefeld, dem damaligen „Städtischen Betriebsamt“, beschäftigt. Dort engagierte sie sich in der „Werksfürsorge“. Von 1950 bis 1952 besuchte sie das Seminar für Sozialberufe - der Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt - in Mannheim und absolvierte eine Ausbildung als Wohlfahrtspflegerin. Anschließend war sie als Fürsorgerin für die Arbeiterwohlfahrt im Unterbezirk Lippe tätig. Nach ihrer Staatsprüfung im Jahre 1954 arbeitete sie als Jugendfürsorgerin bei der Stadt Bielefeld. Bereits kurz nach dem Kriegsende – 1945 - trat sie der SPD, im folgenden Jahr der "Sozialistischen Jugend - Die Falken" und der Gewerkschaft „Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr“, der  „ÖTV“ bei. 

In der  Parteiarbeit

Elfriede Eilers Rat und Tat waren in der SPD umfänglich gefragt. So gehörte sie in der Zeit von 1966 bis 1977 dem SPD-Parteivorstand, von 1966 bis 1978 dem SPD-Bezirksvorstand Ostwestfalen-Lippe und von 1973 bis 1977 dem Präsidium der SPD an. Es folgten im Zeitraum 1979 bis 1993 die Mitgliedschaft in der SPD-Kontrollkommission – deren Vorsitzende sie zeitweise war - und von 1978 bis 1991 die Berufung als Bundesbeauftragte für Seniorenarbeit beim SPD-Parteivorstand. In der Arbeitsgemeinschaft „Sozialdemokratischer Frauen“ (AsF) arbeitete sie von 1966 bis 1977 mit; seit 1973 bekleidete sie das Amt der Vorsitzenden. Im November 2005 wurde Elfriede Eilers zur Ehrenvorsitzenden des SPD-Bezirks Ostwestfalen-Lippe ernannt. 

Vielfältige Tätigkeiten

So war es nur konsequent, dass sie sich ebenfalls an der politischen Arbeit beteiligte. Im Jahr 1957 zog sie für die SPD über die Landesliste von Nordrhein-Westfalen in den deutschen Bundestag ein - ebenso bei den Bundestagswahlen 1961, 1965 und 1969. Sie sollte bis 1980 dessen Mitglied bleiben. Bis 1961 arbeitete sie mit Friederike „Frieda“ Nadig tatkräftig zusammen. 1972 und 1976 konnte sie das Direktmandat in Bielefeld erringen. Von 1969 bis 1980 arbeitete sie im Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion mit, war ab 1977 parlamentarische Geschäftsführerin.

Das Engagement bei der AWO

Ihr gesellschaftlicher Einsatz blieb nicht auf die SPD beschränkt. Seit dem Jahr 1950 engagierte sie sich auch bei der Arbeiterwohlfahrt, der „AWO“. In der Zeit von 1972 bis 1990 bekleidete sie das Amt der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der AWO. Ferner fungierte sie als Vorsitzende des Fachausschusses "Familie". Im Bezirksvorstand der AWO Ostwestfalen-Lippe arbeitete sie als „aktives Ehrenmitglied“.

Die späten Jahre

Nach dem Ende ihrer Zeit als Bundestagsabgeordnete übernahm Elfriede Eilers noch eine Wahlperiode lang ein Mandat im Rat der Stadt Bielefeld in der Zeit von 1979 bis 1984. Auch blieb sie der SPD, der AWO und den Falken stets verbunden. Ihr Rat war gefragt. Im Dezember 2004 gründete sie die Elfriede-Eilers-Stiftung mit Sitz in Bielefeld. Ihre Einrichtung hat den Zweck, neue Projekte im Bereich der Kinder-, Jugend-, Alten- und Behindertenhilfe zu fördern. Kunst und Kultur lagen ihr am Herzen. Die Skulptur „Der Seher – Hommage à Laokoon“ auf dem Emil-Gross-Platz – vor dem früheren „Volkswachtgebäude“ - geht auf sie zurück. Der trojanischen Priester gilt als ein Symbol des Widerstands gegen die zerstörerische Gewalt der Mächtigen.

Im Kreis „großer“ Namen

Elfriede Eilers stand den Mächtigen in der SPD – wie Herbert Wehner (1906-1990) und Willy Brandt (1913-1992) - nahe. Mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt (1918-2015) verband sie ein partnerschaftliches Verhältnis. Besondere „Bande“ hatte sie  mit dessen Ehefrau Loki (1919-2010). Ihr schickte sie zumeist die neuesten Artikel über den Botanischen Garten in Bielefeld, "denn für den interessiert sich Loki ganz besonders", wie Eilers einmal selbst betonte. Für Franz Müntefering (geboren 1940), ehemaliger SPD-Parteichef und Bundesminister, war die Bielefelderin ein Vorbild. Zu ihrem 85. Geburtstag erinnerte er sich an seine eigenen frühen Abgeordneten-Zeiten: "Als ich zu denen da vorne schaute, zu Elfriede in der Gruppe um Herbert Wehner, da hatte ich bannig Respekt."

Erinnerungen

Der Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen bezeichnete sie als die „große alte Dame“, als die „Grande Dame“, der Sozialdemokratie. Manche sprachen auch vom „Urgestein der Sozialdemokratie“. „Das Weitermachen, nicht aufhören“ sei ihr Credo gewesen. Wiebke Esdar, Parteivorsitzende der SPD Bielefeld und heutige Bundestagsabgeordnete hebt die besondere Bedeutung von Elfriede Eilers‘ politischem und gesellschaftlichem Einsatz hervor: "Elfriede Eilers war eine der herausragenden Sozialdemokratinnen unserer Stadt, die sich Zeit ihres Lebens beruflich, politisch und ehrenamtlich für Menschen eingesetzt hat, die auf Unterstützung angewiesen sind. Die verschiedenen Stationen ihres Lebens waren von ihrer Hingabe und ihrem besonderen Engagement für Jugendliche, Senior*innen und Menschen mit Behinderung geprägt. Wir verneigen uns vor Elfriedes Lebensleistung und ihrem politischen Erbe, das wir heute mit Stolz weiterführen dürfen."
"Sie war umtriebig, klug und ausgleichend", erinnerte sich seinerzeit der mittlerweile verstorbene Klaus Schwickert (1931-2019), einst Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld. "Auf ihre Stimme wurde gehört", sagte er. Für Hans Hamann (1932-2017), lange SPD-Fraktionschef im Stadtrat und ebenfalls mittlerweile verstorben, war sie eine "Leitfigur", wegweisend und stark. "Ich habe sie ein Stück weit auch verehrt." Ihr Engagement fand in den Verleihungen verschiedener Stufen des Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und des Ehrenringes der Stadt Bielefeld im Jahre 2008 ihren Widerhall. Der langjährige CDU-Ratsherr Hartmut Meichsner erinnert sich schmunzelnd an eine Anekdote bei der Bundestagswahl 1976: „Elfriede Eilers verteilte SPD-Wahlprogramme auf der Bahnhofstraße in der Nähe des Spindelbrunnens. Ich bat sie um eine Broschüre. Sie antwortete augenzwinkernd ‚Natürlich, Herr Meichsner, Sie brauchen‘s doch am meisten‘.“ Elfriede Eilers starb hochbetagt am 4. Juni 2016.