Ein spannender Besuch der Stadionschule mit Ralf Stegner

Ein Erfahrungsbericht von Lukas Koch, Student der Politikwissenschaften und derzeit Praktikant bei der SPD Bielefeld.

Ich bin Juso, Politik-Student und begeisterter Fan des DSC. Als mir im Rahmen meines Studienpraktikums bei der SPD Bielefeld also angeboten wurde, mit zu einem Besuch der Schüco Arena und insbesondere der Stadionschule zu kommen, habe ich keine Sekunde gezögert. An diesem Punkt wäre keinerlei weitere Überzeugungsarbeit nötig gewesen, aber als besonderer Gast neben der Vorsitzenden der SPD Wiebke Esdar und den Landtagsabgeordneten Regina Kopp-Herr und Georg Fortmeier sollte zusätzlich Ralf Stegner kommen. Stegners Besuch im Stadion von Arminia Bielefeld als Teil einer Tour durch NRW würde man im Fußballjargon wohl am ehesten als ein Freundschaftsspiel bezeichnen. Der Vorsitzende der SPD Schleswig-Holstein und stellvertretende Bundesvorsitzende ist leidenschaftlicher HSV-Fan (mit Betonung auf „leiden“) und die Fanfreundschaft zwischen den Hanseaten und dem DSC hinlänglich bekannt.

Am Stadion angekommen wurde unsere kleine Gruppe durch weitere Fraktionsmitglieder aus dem Stadtrat ergänzt. Marc-Oliver Schuster (Stadionguide, Poetry-Slammer und Autor) und Tobi Mittag (Fan-Projekt Bielefeld e.V.) haben uns herzlich in Empfang genommen und im Anschluss begann auch schon die Führung durch die Alm. Die beiden ausgewiesenen Fußballexperten und, im besten Sinne, Fußballromantiker, konnten mit einem endlosen Fundus an verblüffenden Informationen und witzigen Anekdoten aufwarten, die verdeutlicht haben, wie besonders dieses Stadion im Herzen der Stadt ist. Von der neuen Westtribüne mit Luxusausstattung ging es 127 Stufen hinauf bis aufs Stadiondach, von wo aus man mit den besten Ausblick auf die Leineweberstadt genießen kann. Über den gefängnisartig anmutenden Gästeblock gingen wir weiter bis zum tatsächlichen stadioneigenen Gefängnis, das allerdings nur aus zwei Zellen besteht und äußerst selten genutzt wird. Als Nächstes durften wir auf den Mannschaftsbänken Platz nehmen und schließlich sogar das Allerheiligste des Fußballtempels betreten: die Kabine des DSC, in der unsere Fußballgötter Klos, Ulm, Hemlein und Co. Regelmäßig vor den Heimspielen Platz nehmen.

Zu guter Letzt wurde die Stadionschule vorgestellt, ein einzigartiges Projekt in dem Schüler*innen der 8.-10. Klasse auf praktische und anschauliche Weise Einblicke in diverse Berufsfelder wie die als Dachdecker*in, Gerüstbauer*in, Friseur*in oder Altenpfleger*in erhalten. Das Stadion fungiert dabei als eine Art exotisches Klassenzimmer, in dem spielerisches Lernen und Entdecken gefördert wird. Über die geteilte Begeisterung am Fußball wird so ein ganz neuer Zugang zur Arbeitswelt ermöglicht, den viele der Jugendlichen sonst nicht so leicht bekommen würden. Die Stadionschule ist allerdings mehr als eine Jobbörse. Zu ihrer Philosophie gehört es auch, die politische Bildung anzuregen und die Schüler und Schülerinnen für gesellschaftliche Themen wie Rassismus, Inklusion und Homophobie zu sensibilisieren. Durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen politischen Inhalten und Haltungen lernen sie, sich eine eigene Meinung zu bilden und das politische Geschehen kritisch zu hinterfragen.

Mithilfe der Förderung durch die Bundesliga-Stiftung, die Aktion Mensch, Arbeit und Leben Bielefeld e.V., der REGE, der von Laer-Stiftung und dem Engagement vieler weiterer engagierter Helfer*innen, sowie aktiver und ehemaliger Spieler des DSC, konnten das Fan-Projekt Bielefeld und der DSC Arminia Bielefeld bis 2015 in 106 Durchläufen mehr als 2.000 Schüler*innen fördern. Das ist herausragend.

Trotz des anhaltenden Erfolges der Stadionschule kann sie aber nur ein Puzzleteil von vielen auf dem Weg zur Bildung und Charakterstärkung junger Leute sein. Um einen langfristigen Effekt zu erzielen, muss das dreitägige Programm als Stein des Anstoßes verstanden werden. Aus diesem Grund lautet der Konsens unter den anwesenden Genoss*innen auch: „Weitermachen!“ Für eine Bildungspolitik, die die Demokratieerziehung und Sensibilisierung auch in den Schulen fortführt, dafür wollen sie sich auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene einsetzen. Das Kredo dabei ist ganz wie beim DSC Arminia Bielefeld – stur, hartnäckig, kämpferisch!

Krishen Mertens